Der vor der Aufspaltung stehende Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp hat zum Jahresauftakt ein schwächeres operatives Ergebnis verzeichnet. Sinkende Gewinne in den Industriegeschäften wie Komponenten, Aufzüge oder Anlagenbau waren der Grund dafür. Umsatz und Auftragseingang konnten hingegen leicht zulegen. Auch in der vor der Fusion mit dem europäischen Geschäft des Konkurrenten Tata Steel stehenden Stahlsparte lief es nicht mehr so rund wie in den Quartalen zuvor. Der Umsatz stieg im fortgeführten Geschäft im ersten Quartal (per 31. Dezember) im Jahresvergleich um drei Prozent auf 7,9 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am Dienstag in Essen mitteilte. Die Auftragseingänge nahmen um sechs Prozent auf 8,1 Milliarden Euro zu. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) der fortgeführten Aktivitäten sank hingegen um mehr als ein Drittel auf 168 Millionen Euro. Höhere Anlaufkosten für Projekte belasteten die Komponentensparte. Im Aufzuggeschäft machten Thyssenkrupp steigende Materialkosten in China sowie Zölle auf Werkstoffimporte in den USA zu schaffen. Auch das Ergebnis der Stahlsparte sank. Diese wird von Thyssenkrupp als nicht fortgeführtes Geschäft bilanziert. Grund für den Ergebnisrückgang war eine schwächere Nachfrage in der Autoindustrie sowie Produktionsunterbrechungen durch das Niedrigwasser des Rheins. Die „fundamentalen Wachstumstreiber“ seien intakt, kommentierte Vorstandschef Guido Kerkhoff die Ergebnisse. „Die Zahlen zeigen aber auch, dass wir unsere Programme zur Steigerung der Performance weiter vorantreiben müssen“. Dabei geht der Manager im Laufe des Geschäftsjahres von „erkennbaren Fortschritten“ aus. Beim Konzern-Nettoergebnis konnte Thyssenkrupp zulegen. Allerdings war das Vorjahresquartal durch negative Effekte im Zuge der US-Steuerreform belastet gewesen. Der Gewinn stieg um knapp 70 Prozent auf 136 Millionen Euro.
Das erste Quartal ist traditionell das schwächste bei Thyssenkrupp. Die Jahresprognose bekräftigte der Konzern. Dabei warnte das Unternehmen vor zunehmenden konjunkturellen und politischen Unsicherheiten. Im fortgeführten Geschäft erwartet Thyssenkrupp für das bereinigte Ebit 2018/19 (per 30. September) einen Anstieg von 706 Millionen (auf vergleichbarer Basis) auf mehr als 1 Milliarde Euro. Der Jahresüberschuss soll deutlich über den 60 Millionen Euro aus dem Vorjahr liegen. Analyst Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader wertete es positiv, dass die Essener an ihrer Prognose für das Gesamtjahr festhalten. Damit dürfte der Markt nach den Gewinnwarnungen der Konkurrenz nicht gerechnet haben, schrieb er. Zudem dürfen die Investoren dank des Wachstums beim Auftragseingang und beim Umsatz etwas aufatmen. Der zuletzt erheblich gestiegene Auftragseingang impliziere eine gute Umsatzdynamik, kommentierten die Analysten von Morgan Stanley. Es müsse aber zunächst abgewartet werden, ob dies auch tatsächlich in höhere Gewinne münde.
Bei der geplanten Aufspaltung in ein Industriegüter- und ein Werkstoffunternehmen kommt Thyssenkrupp derweil voran. Das Unternehmen strebt nach der Teilung eine schlankere Führung an. Für die neuen Unternehmen Industrials und Materials sollen die Vorstandsressorts auf je drei reduziert und zentrale Funktionen zusammengelegt werden. Von den derzeit 17 Konzern- und Servicefunktionen werde es bei Industrials künftig noch 14, bei Materials noch 10 geben. Bis zum Geschäftsjahr 2020/21 will Thyssenkrupp die Verwaltungskosten für beide Unternehmen insgesamt auf unter 300 Millionen Euro senken – von derzeit rund 380 Millionen. Betriebsbedingte Kündigungen soll es durch die Teilung nicht geben. Den Fahrplan bekräftigte Thyssenkrupp. Über die Spaltung soll die Hauptversammlung im Januar 2020 abstimmen. Über die Besetzung der beiden Vorstandsteams will der Konzern in diesem Frühjahr entscheiden. Im Mai werden Details zu Finanzstruktur, Markenauftritt und Strategie veröffentlicht. Die neuen Unternehmen sollen dann zum 1. Oktober 2019 weitgehend operativ selbstständig aufgestellt sein. Thyssenkrupp erhofft sich durch die Teilung eine Wertsteigerung der einzelnen Geschäfte, etwa durch die Hebung stiller Reserven im Aufzuggeschäft. Zudem sollen die Unternehmen einzeln wettbewerbsfähiger werden und schnellere Entscheidungen treffen können.