(shareribs.com) Leiden 11.04.2018 – Einer Studie von Wissenschaftlern der Universität Leiden und der Universität Freiburg zu Folge, dürfte die Ausweitung der Nachfrage nach E-Autos massive Folgen für die Nachfrage nach Kobalt und Lithium haben. Eine Gruppe von Wissenschaftlern um Sebastian Deetman und Stefan Pauliuk haben in ihrer Studie „Scenarios for Demand Growth of Metals in Electricity Generation Technologies, Cars, and Electronic Appliances“ untersucht, wie sich die Nachfrage nach fünf verschiedenen Metallen, die in Fahrzeugen, der Energieerzeugung und Elektronikgeräten verwendet werden, in den kommenden Jahren entwickeln werde. Dabei wurde deutlich, dass vor allem der Bedarf an jenen Stoffen, deren Anteil konstruktionsbedingt relativ gering ist, massiv steigen dürfte. Konkret und wenig überraschend werden hier Kobalt und Lithium genannt. Ebenfalls betrachtet wurde die Nachfrage nach Kupfer Neodym und Tantal. Im Rahmen der Studie wurde auf das IMAGE-Modell zurückgegriffen, dass Umweltveränderungen basierend auf der Verwendung von Energie und Land beschreibt. Das Modell wurde von der niederländischen Umweltbewertungsbehörde entwickelt und setzt beispielsweise Einkommen und Individualverkehr mit dem Energieverbrauch ins Verhältnis. Die Wissenschaftler haben dies dann mit der Verwendung von Metallen in Geräten und Fahrzeugen, sowie der langfristigen Bevölkerungs-, Einkommens- und Energienachfrageentwicklung in Zusammenhang gebracht. Herausgekommen sind drei mögliche Entwicklungen bis zum Jahr 2050, hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung, deren Bestand dann zwischen 8,53 Mrd. (SSP1) und 9,96 Mrd. (SSP3) gesehen wird. Das kaufkraftbereinigte globale BIP liegt in den Szenarien zwischen 291,3 Bio. USD (SSP1) und 173,7 Bio. USD (SSP3) liegen. Im mittleren Szenario werden 231,3 Bio. USD (SSP2) erwartet. Der globale Energieverbrauch wird auf 747 Exajoule pro Jahr in SSP 3 geschätzt, 887 Exajoule sind es im SSP3. Im mittleren Szenario werden 842 Exajoule/Jahr erwartet. Da folglich auch die Nachfrage nach Elektronikgeräten und Autos, aber auch jene nach neuen Energieerzeugungskapazitäten steigt, wurden hierzu ebenfalls Projektionen vorgenommen. Dabei wurde für das Szenario eine Vergleichskomponente hinzugefügt, die von einer umweltfreundlichen Gesetzgebung ausgeht.
Hierbei zeigten die Schätzungen, dass der Bau von mehr erneuerbaren Energiequellen bis zum Jahr 2050 auch zu einem stärkeren Zubau von Erzeugungskapazitäten führen könnte. Im Basisszenario wird ein Zubau von 354 GW pro Jahr erwartet, im Szenario mit umweltfreundlicher Gesetzgebung sollen es 393 GW sein. Auch auf Nachfrage nach Fahrzeugen wird ein Effekt der Gesetzgebung erwartet, der Unterschied ist aber geringer. In den Jahren 2045 bis 2050 könnte der Fahrzeugabsatz demnach bei 276 Mio. Einheiten/Jahr im Basisszenario liegen, wobei 72 Prozent dessen weiterhin mit Verbrennungsmotor und lediglich zwei Prozent mit Akku betrieben werden sollen. 18 Prozent sollen auf Hybridfahrzeuge und acht Prozent auf Brennstoffzellen-Fahrzeuge entfallen. Im anderen, umweltfreundlichen Szenario, könnten in den Jahren 2045 bis 2050 durchschnittlich 261 Mio. Fahrzeuge pro Jahr abgesetzt werden. Den Unterschied zum Basisszenario führen die Analysten auf die Förderung von ÖPNV zurück. Weiterhin sollen 44 Prozent der dann verkauften Autos noch Verbrennungsmotoren aufweisen, 29 Prozent dürften über Hybridantriebe verfügen. Der Anteil von Brennstoffzellen könnte bei 16 Prozent liegen und neun Prozent des Absatzes könnte auf akkubetriebene Fahrzeuge entfallen. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass der Kupferbedarf aus der Energieerzeugung, dem Fahrzeugbau und von Elektronikgeräten in den Jahren 2045 bis 2050 um den Faktor 2,6 bis 3,2 steigen könnte. Dabei kann eine umweltfreundlichere Politik potentiell die Nachfrage nach Kupfer und Neodym stärker steigen lassen als eine weniger umweltfreundliche Gesetzgebung. Die Nachfrage nach Kobalt und Lithium dürfte aufgrund der deutlich steigenden Nachfrage nach Hybrid- und Elektrofahrzeugen aber wesentlich stärker steigen. Hier seien Wachstumsraten um den Faktor zehn bis 20 in den Jahren 2045 bis 2050 möglich, gegenüber dem Zeitraum von 2010 bis 2015.