Nach einem turbulenten Jahr 2017 dürfte 2018 etwas ruhiger werden. Die meisten Metallmärkte sollten im nächsten Jahr besser versorgt sein, da die hohen Preise Anreiz zur Produktionsausweitung geben. Die Nachfrage wird wohl nicht nur aufgrund der guten konjunkturellen Lage robust bleiben. Sollte der aktuell noch hohe Risikoappetit der Marktteilnehmer nachlassen, dürften die Metallpreise korrigieren. Aufwärtspotenzial sehen wir für die Preise im nächsten Jahr mit wenigen Ausnahmen nicht. Mit 2017 geht ein turbulentes Jahr an den Industriemetallmärkten zu Ende. Der LME-Industriemetallindex (LMEX) notiert auch Anfang Dezember noch in der Nähe seines Mitte Oktober verzeichneten 4½-Jahreshochs. Seit Jahresbeginn ist der LMEX um 17% gestiegen und hat damit seinen Aufwärtstrend aus dem letzten Jahr fortgesetzt. Die Metallpreise haben vor allem seit Jahresmitte deutlich zugelegt. Wesentliche Preistreiber waren gute Konjunkturdaten in den wichtigsten Konsumentenländern/-regionen für Metalle, wobei vor allem China positiv überraschte. Darüber hinaus war das spekulative Kaufinteresse hoch, was den Preisen zusätzlichen Auftrieb verlieh. Wie geht es nächstes Jahr in den wichtigsten Wirtschaftsräumen weiter? In den USA dürfte das Wirtschaftswachstum etwas an Dynamik gewinnen und das BIP um 2,3% zulegen. Große Aufmerksamkeit wird der von US-Präsident Trump versprochenen Steuerreform zukommen. Einen ersten Entwurf hatte die Regierung Anfang November vorgelegt. Fragezeichen verbleiben hinter den von Trump angekündigten Infrastrukturplänen, zu denen es seit Monaten keine neuen Details mehr gibt. Sollten diese oder zumindest Teile davon umgesetzt werden, dürfte dies zu einer höheren Nachfrage nach Metallen und Stahl beitragen. Auch im Euroraum befindet sich die Wirtschaft in einem kräftigen Aufschwung. Offenbar ist es der EZB mit ihrer ultra-lockeren Geldpolitik gelungen, die weiterhin ungelösten strukturellen Probleme zu übertünchen. Wir erwarten für 2018 ein BIP-Wachstum von 2,5%, was zwei Zehntel mehr sind als in diesem Jahr (Deutschland ebenfalls +2,5%).
China dürfte das hohe Wirtschaftswachstum von erwartet 6,8% aus diesem Jahr 2018 nicht beibehalten können. Es wird sich unseres Erachtens leicht auf 6,4% verlangsamen, unter anderem wegen der hohen Verschuldung der (Staats-)Unternehmen und ihrer Überkapazitäten. Das stärkste Wirtschaftswachstum der von uns analysierten Länder dürfte 2018 Indien verzeichnen (+7,3%), obwohl dies auch einem Basiseffekt geschuldet ist. Alles in allem sollte die robuste Weltwirtschaft für eine solide Metallnachfrage sorgen, was wiederum die Metallpreise unterstützen dürfte. Dagegen ist für uns kaum vorstellbar, dass die Marktteilnehmer ihren aktuell hohen Risikoappetit durch das komplette nächste Jahr hindurch beibehalten werden (Grafik 2). Noch allerdings liegt der VIX-Index, das Schwankungsbarometer des S&P 500-Aktienindex in den USA, auf einem äußerst niedrigen Niveau, was eine unglaubliche Gelassenheit der Marktteilnehmer ausdrückt. Diese spiegelt sich auch in der Positionierung der spekulativen Finanzanleger wider. Sowohl an der LME in London als auch an der Comex in New York setzen die spekulativen Finanzinvestoren noch stark auf steigende Metallpreise. Und an der SHFE in Shanghai ist das sog. open interest in den letzten Monaten deutlich gestiegen, was ebenfalls auf ein hohes spekulatives Interesse hindeutet. Sollte die Stimmung der Marktteilnehmer drehen, ergibt sich aus der aktuell sehr optimistischen Positionierung beträchtliches Korrekturpotenzial für die Preise. Vor allem bei Kupfer und Blei wetten die Spekulanten noch stark auf steigende Preise. In jedem Fall werden die spekulativen Finanzinvestoren auch 2018 wohl zu zwischenzeitlich hohen Schwankungen der Metallpreise beitragen. Sollte es allerdings einen „Favoritenwechsel“ bei den Marktteilnehmern geben, falls zum Beispiel die Aktienmärkte stärker korrigieren, könnten die Rohstoffe hiervon profitieren. Denn der Bloomberg Rohstoffindex ohne Agrar ist in diesem Jahr bis Anfang Dezember sogar um 1,1% gefallen, während zum Beispiel der S&P 500-Aktienindex ein Plus von 17% aufweist. Ein wesentlicher Einflussfaktor im nächsten Jahr dürfte auch wieder der US-Dollar sein. 2017 hatte die abwertende US-Währung stark zum Anstieg des LMEX beigetragen. Denn während der LMEX in US-Dollar gerechnet bis Anfang Dezember um etwa 17% gestiegen ist, beträgt das Plus in Euro gerechnet „nur“ gut 4%. Die von uns erwartete moderate Aufwertung des US-Dollar dürfte im nächsten Jahr bremsend auf mögliche Preissteigerungen wirken. Der globale Kupfermarkt wird auch im nächsten Jahr ein Angebotsdefizit aufweisen. Davon geht zumindest die International Copper Study Group (ICSG) aus. Das Defizit soll aber deutlich geringer als in diesem Jahr ausfallen. Die ICSG hat entsprechend ihre Schätzung auf „nur“ noch 104 Tsd. Tonnen nach unten revidiert. Darin unterstellt sie allerdings, dass es Minenausfälle in Höhe von fast 740 Tsd. Tonnen und daraus folgend auch Ausfälle in der Raffinadeproduktion in Höhe von 450 Tsd. Tonnen geben wird. Sollte es jedoch zu keinen größeren Produktionsunterbrechungen kommen, würde sich das erwartete Angebotsdefizit schnell in einen Überschuss wandeln. Grundsätzlich dürfte sich 2018 die Minenproduktion nach dem Rückgang in diesem Jahr, der vor allem durch Streiks und durch politische Dispute geprägt war, deutlich erholen. Hierzu dürften vor allem Chile (Erholung der Produktion von einem 6-Jahrestief nach den streikbedingten Ausfällen), Peru (Expansion bestehender Minen), Sambia und die Demokratische Republik Kongo (Wiederanfahren vormals stillgelegter Kapazitäten) beitragen. Allerdings muss in Chile in der „Escondida“-Mine der Tarifvertrag neu verhandelt werden. Die Gewerkschaft hatte im März nach 44 Tagen den Streik mit einem Schachzug beendet, womit sich der alte Tarifvertrag automatisch um 18 Monate verlängert hatte. Seitdem wurde das chilenische Arbeitsrecht zu Gunsten der Gewerkschaften geändert, was für harte Verhandlungen spricht. Diese sollen am 1. Juni wieder aufgenommen werden. Neben der Minenproduktion sollte auch die Raffinadeproduktion 2018 spürbarer anziehen. Vor allem China trägt hierzu bei. Dort sollen laut dem größten Kupferverarbeiter, Jiangxi Copper Corp., im aktuellen 5-Jahresplan bis 2020 jährlich 400 Tsd. Tonnen neue Schmelzkapazitäten gebaut werden. Dies dürfte entsprechend zu einer hohen Nachfrage der chinesischen Schmelzer nach Kupferkonzentrat führen und sich in anhaltend hohen Importen von Kupferkonzentrat widerspiegeln Am Aluminiummarkt dürfte sich auch im nächsten Jahr zu allererst der Blick nach China richten.